Aufgeblasen

Der Sturmwind hat die Plastikstühle auf dem Hoteldach umgeworfen. Auf dem Wasser des kleinen Schwimmbassins schaukeln tote Herbstblätter. Ein Ballon, der vom Park heraufgeflogen ist, hat sich in den mageren Zierbäumen verfangen.

Im Liegestuhl mit dem verbleichten, blauen Bezug liegt eine dicke Frau in einem roten Badekleid. Ich wundere mich, wie sie es da oben aushält, ohne zu frieren. Ich bin nämlich in eine warme Jacke gehüllt. Die Sonne scheint zwar, aber der Wind weht kalt.

Ich gehe näher heran. Ihre Haut zeigt ein blasses Rosa. Sie ist am Liegestuhl festgebunden. Dann erkenne ich, dass es eine Gummipuppe ist. Irgend jemand hat sie in das Badekleid gesteckt und so stark aufgepumpt, dass sie beinahe platzt.

Ich stosse einen tiefen Seufzer aus. Sieht mich Rüdiger so, wie ich diese Frau sehe? Er hat mir heute morgen beim Aufstehen gesagt, ich sei ein aufgeblasenes Ding.

©Regula Stucki, Bern

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