Am Tag, als Claude Chevalley in mein Leben trat, beendete ich meine Psychotherapie. Das Geld dafür setze ich heute wirkungsvoller ein. Das kam so: Ich machte wieder einmal Hauswartvertretung. Kurz vor sieben klingelte es bereits an meiner Tür. Als ich öffnete, war ich platt. Vor mir stand ein junger Mann, der noch schöner war als sein Name klingt. Als er mir erklärte, dass die Zeitschaltuhr von unserer Warmwasserversorgung nicht funktioniere und er sie auf Rundumdieuhr gestellt habe, wurde meine Knie weich. Seine Stimme wärmte mein Herz und brachte meinen Bauch zum Vibrieren. Seither gibt es bei mir immer wieder ein undefinierbares Klopfen oder Blubbern in der Heizung, das nach Claude Chevalley ruft. Er hat schon Stunden damit verbracht, meine Heizkörper auf Schwachstellen zu untersuchen und ist bis heute nicht fündig geworden. Was brauche ich da noch eine Psychotherapie?
©Regula Stucki, Bern